Sich persönlich treffen, miteinander austauschen und gegenseitig inspirieren – dafür gibt das fischer Expertenforum Referenten und Gästen der Bau- und Befestigungsbranche Gelegenheit. Nachdem das Forum coronabedingt im vergangenen Jahr ausfiel, ging die Veranstaltung am 2. und 3. Februar in die 10. Runde. Prof. Konrad Bergmeister von der Universität für Bodenkultur in Wien führte als Moderator durch das Programm. Hierbei überzeugte er mit seinem profunden Wissen, das er stets auch aus dem Stegreif abrufen kann, so lautete die positive Resonanz.
Neue Denkanstöße gab der Keynote-Speaker Prof. Dr. Bernhard Lenz. In einem interdisziplinären Ansatz lieferte der Architekt und Professor an der Hochschule Karlsruhe in Anbetracht des Klimawandels Erkenntnisse für zukunftsweisendes, nachhaltiges Bauen. Dabei ermunterte er, nicht nur auf Probleme, sondern auch auf Lösungen zu schauen und diese umzusetzen. Dr. Oliver Geibig, Geschäftsführer Business Units & Engineering der Unternehmensgruppe fischer, legte in einem anderen Vortrag dar: „Unsere Kunden denken in aller Regel nicht in Produkten, sondern in Anwendungen, Systemen und Branchen.“ Er zeigte auf, wie das Unternehmen sein Portfolio ausgehend vom patentierten Spreizdübel aus Kunststoff 1958 weiterentwickelte und heute Systemlösungen sowie Serviceleistungen in den Bereichen Planen, Bauen und Betreiben entlang der Wertschöpfungskette des Bauwerks anbietet.
Zu innovativen Bemessungsmethoden referierten Dr. Thilo Pregartner, Leiter der Abteilung Kompetenzteam Angewandte Forschung und Gremienarbeit sowie der Abteilung Simulation bei fischer, und Dr. Boglárka Bokor, Senior-Expertin im Kompetenzteam Angewandte Forschung und Gremienarbeit bei fischer. Dr. Bokor stellte das nichtlineare Federmodell vor, das sie in ihrer Doktorarbeit entwickelt und verifiziert hat. Die Methode ermöglicht, das tatsächliche nichtlineare Verhalten von Verankerungen unter Belastung realitätsnah zu berücksichtigen. Ausgehend von zugbeanspruchten Befestigungen in Beton erweiterte sie den Ansatz jetzt auf Querkraft und Interaktion. Ein weiteres Vortragsthema von Dr. Pregartner waren neue Methoden beim Brandschutz von Befestigungen. Er zeigte Fortschritte bei der Betrachtung von Verbundankern in Beton, Stahlfestigkeiten unter Brandbeanspruchung und der Versagensart Betonausbruch auf.
Was Nachhaltigkeit bei fischer bedeutet, behandelte ein weiterer Vortrag. Dr. Martin Vogel, Laborleiter der Business Unit Chemie bei fischer, und Rainer Fischer, Bereichsleiter der Business Unit Kunststoff bei fischer, zeigten dabei konkrete Beispiele aus der Produktwelt des Unternehmens auf. Dazu gehörten die fischer GreenLine, die zu mindestens 50 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht, der FIS V Zero als weltweit erster Injektionsmörtel ohne Gefahrstoffkennzeichnung als auch die 100-prozentige Materialverwertung in der Produktion und Materialeinsparungen in der Produktentwicklung. Christian Ziegler, Abteilungsleiter Nachhaltigkeit, Umwelt und Energie bei fischer, betonte: fischer praktiziert ein Handeln, „das den langfristigen ökonomischen Erfolg in Einklang mit ökologischer Verantwortung und sozialer Gerechtigkeit anstrebt.“ Er zeigte auf, wie die vielfältigen Aktivitäten des Unternehmens in dem Bereich auf diese drei Dimensionen der Nachhaltigkeit einzahlen.
Zum Jubiläum der 10. Auflage des fischer Expertenforums wartete fischer mit einer noch größeren Themenvielfalt auf. Am 2. Veranstaltungstag hatten die Gäste die Wahl zwischen jeweils zwei parallellaufenden Vorträgen. Martin Neumann, Head of Connected Products bei der Unternehmensgruppe fischer, verdeutlichte, wie Sensorik für Befestigungstechnik die Datengrundlage für einen effizienten Bauwerkserhalt liefert. Mit den sensorintegrierten Produkten SensorAnchor und SensorDisc lassen sich dabei die aktuell in Befestigungen herrschenden, anliegenden Kräfte überwachen. Die Daten werden in das Cloudmodul fischer Construction Monitoring übertragen und können auf dem Smartphone, Tablet oder PC ausgelesen werden. Oliver Fröhlich, Geschäftsführer fischer BWM Fassadensysteme, und Christoph Plautz, Leiter der Business Unit Fassadensysteme bei der fischer SystemTec GmbH, akzentuierten, wie die vorgehängte hinterlüftete Fassade (VHF) Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit, Sicherheit und Zukunftsanforderungen erfüllt. Das Themenspektrum umfasste zudem Befestigungsinnovationen für stark nachgefragte Baustoffe. So referierte Dr. Roland Maderebner von der Universität Innsbruck zu Entwicklungen und Chancen von Verbindungsmitteln im Holzbau. Dr. Bokor thematisierte zudem Verankerungen in Stahlfaserbeton.
Thorsten Kühnert, Leiter Anwendungstechnik Außendienst bei fischer, betrachtete praxisnah in seinem Vortrag zum Bauen und Sanieren im Bestand innovative Lösungen in der Bauwerkssanierung. Nachdem Dr. Pregartner in das Thema einführte, präsentierte Norbert Vita, Junior Experte im Kompetenzteam Technologietransfer und Gremienarbeit bei fischer, mit der nachträglich eingemörtelten Rückhängebewehrung einen innovativen Ansatz zur Verstärkung vorhandener Verankerungen.
Dr. Roland Unterweger, Leiter der Business Unit Cast-in bei der Unternehmensgruppe fischer, referierte zu neuen Wegen in der Verankerung mit Ankerschienen. Prof. Jan Hofmann von der Universität Stuttgart und Dr. Christian Schlenk, Abteilungsleiter Entwicklung der Business Unit Chemie bei fischer, thematisierten zusätzlich Verankerungen, die auf Nutzungsdauern von mehr als 50 Jahren ausgelegt sind.
Wie fischer den Systemgedanken weiterdenkt, veranschaulichte das Unternehmen abschließend bei optionalen Besichtigungen mit Vorträgen. Dabei präsentierte der Veranstalter seinen Befestigungsroboter BauBot als eine innovative Möglichkeit, um Herausforderungen auf der Baustelle zu meistern, gab aber auch Einblicke in seine fischer Academy und seinen InnovationsCampus, in dem Ideen entstehen, um neue Innovationen und Geschäftsfelder zu erschließen.