Die Bau- und Befestigungsbranche traf sich am 6. und 7. Februar zum 11. fischer Expertenforum am fischer Hauptsitz in Waldachtal. Rund 100 Gäste ergründeten Trends und neueste Erkenntnisse der Befestigungstechnik und des Bauwesens. Dazu gehörte die Digitalisierung mit Building Information Modeling (BIM), Automatisierung und künstlicher Intelligenz (KI). Im Fokus standen weitere Zukunftsthemen, wie Bauwerkssanierung, Photovoltaik, Holzsystembau, Kleben als Verbindungstechnik, die novellierte EU-Bauprodukteverordnung, das Projektgeschäft und Fortschritte der Befestigungstechnik. Live und hautnah präsentierte der Veranstalter fischer seine Produkt- und Systemwelt sowie seinen fischer Bauroboter BauBot.
Alexander Bässler, Sprecher der Geschäftsführung der Unternehmensgruppe fischer, begrüßte die Gäste und betonte: „Sie alle und Ihr umfassender Erfahrungsschatz machen die Attraktivität des Expertenforums in besonderem Maße aus und garantieren zugleich auch außerhalb der Agenda interessante fachliche Gespräche.“ Dazu gehörten Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Forschung, Baustatik, Prüfingenieurwesen, Fachplanung, Generalplanung, Industrie, Systembeschaffung, Behörden, ausführenden Unternehmen und Fachpresse.
Prof. Konrad Bergmeister von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien eröffnete das 11. fischer Expertenforum mit einem Zitat des chinesischen Philosophen Laotse, das sich in mannigfacher Weise auf die präsentierten und diskutierten Themen beziehen ließ: „Nur wer sein Ziel kennt, findet den Weg.“ Als feste Institution des fischer Expertenforums moderierte Prof. Bergmeister das Programm. Er brachte dabei seine tiefen Fachkenntnisse ein, die er stets auch aus dem Stand abrufen kann, so lautete die positive Resonanz.
Die Digitalisierung im Bauwesen war Thema zukunftsweisender Vorträge. Mit tiefem Wissen aus Forschung und Praxis zeigte die weltweit bekannte KI-Expertin Dr. Feiyu Xu in ihrer Keynote auf, wie sich KI-Anwendungen zielführend in Unternehmen implementieren lassen und unter anderem in der Bauindustrie die Produkte, Prozesse und Promotion verbessern. Prof. Reinhard Wimmer von der Hochschule Karlsruhe legte praxisnah und transparent dar, wie sich Bauprozesse durch BIM digitalisieren und optimieren lassen. Die Methode ist in Deutschland mit dem „Stufenplan digitales Planen und Bauen“ 2015 eingeführt worden und für Infrastrukturprojekte ab einem bestimmten Volumen verpflichtend. Aber nur etwa 30 Prozent hiesiger Unternehmen wenden BIM durchgängig an, konstatierte Prof. Wimmer. „Mit der richtigen Strategie, klaren Standards und modellbasierten Prozessen kann BIM nicht nur Zeit und Kosten sparen, sondern auch die Qualität erhöhen“, ermunterte er die Branche und zeigte hierfür Lösungsansätze auf. Der erfolgreiche BIM-Einsatz erfordere, Informationen zu vernetzen und standardisiert zu managen, die faire Vergütung der BIM-Leistungen sicherzustellen und die Interoperabilität zu fördern.
Dr. Ronald Mihala, stellvertretender Geschäftsführer Entwicklung und Produktmanagement der Unternehmensgruppe fischer, verdeutlichte die Vorteile der fischer 360-Grad-Services im Projektgeschäft, auch anhand herausragender Referenzprojekte. Dabei begleitet das Unternehmen seine Kunden von der Planung über die Ausführung bis zur Dokumentation und Bauwerksüberwachung. Digitale Innovationen reichen von BIM-Leistungen und Scan-Methoden zur Bestandserfassung über automatisiertes Bauen mit dem Roboter BauBot bis zu digital ausgestatteten und mit dem IoT (Internet der Dinge) vernetzten Befestigungsprodukten zum effizienten Monitoring der Objekte. „fischer verbindet nicht nur Bauteile auf der Baustelle, sondern auch digital alle Projektbeteiligten“, so die Botschaft.
Thomas Meibert von der Gropyus AG referierte zum Holzsystembau im Zeitalter der Industrialisierung unter Betrachtung der Effizienz, Nachhaltigkeit und Zukunftspotentiale. Er zeigte, wie die Gropyus AG Digitalisierung und Automatisierung nutzt, um die Bauindustrie nachhaltiger und effizienter zu machen. Auch weitere Vorträge thematisierten wegweisende Lösungen für nachhaltiges Bauen. Prof. Benjamin Kromoser von der BOKU in Wien präsentierte ein innovatives Bausystem für geklebte Holz-Beton-Verbunddecken (HBV-Decken). Er akzentuierte, wie das HBV-System im Vergleich zu einer mechanischen Verbindung die Effizienz im Herstellungsprozess steigert, die Ökobilanz verbessert und die Tragfähigkeit erhöht.
Dr. Máté Tóth, Leiter der fischer Business Unit Bauwerkssanierung, zeigte Lösungen für die Tragwerksverstärkung und Betoninstandsetzung, um bestehende Bauwerke nachhaltig zu nutzen. Er betrachtete dabei vielfältige Methoden und Anwendungen, die durch das fischer Portfolio abgedeckt werden, wozu kohlenstofffaserverstärkte Polymere (CFK) und Kohlefasergewebe (CF), Stahllaschen, Mörtel zur Betoninstandsetzung sowie Systeme für Aufbetonverstärkungen und nachträgliche Bewehrungsanschlüsse gehören. Norbert Betzl, Leiter Produktmanagement von der Solarwatt GmbH, und Jan Zimmermann, Leiter Marktmanagement Fassadensysteme bei fischer, referierten zu bauwerksintegrierter Photovoltaik (BIPV) in der Fassade. Sie zeigten, wie sich Architekturen durch Solarwatt Glas-Glas-Photovoltaik-Module und fischer Fassadensysteme sowie aufeinander abgestimmte Lösungen optimal zur regenerativen Energiegewinnung nutzen lassen.
Prof. Matthias Neuner von der BOKU in Wien gab Einblicke in das Thema Kleben im Bauwesen. Seinen Fokus legte er auf numerische Werkstoffmechanik, durch die sich das mechanische Verhalten von Werkstoffen in Strukturen und Systemen computergestützt simulieren und vorhersagen lässt. Die Methode erlaubt das Verständnis komplexer Mechanismen, wie sie bei etwa Klebeverbindungen wirken. Die Dauerhaftigkeit von Konstruktionen lässt sich vorhersehen und verbessern. Prof. Neuner besetzt seit Juli 2024 für fünf Jahre die „Klaus Fischer Stiftungsprofessur“ „Konstruktives Kleben im Bauwesen – Numerische Werkstoffmechanik“ an der BOKU in Wien und bringt das Zukunftsthema weiter voran.
Prof. Jan Hofmann von der Universität Stuttgart präsentierte neueste Forschungsergebnisse zur Tragfähigkeit von Verankerungen mit sehr geringen Verankerungstiefen. Der Einsatz von Bolzenschubnägeln (Verankerungstiefe bis zu 15 mm) führt in hochfestem Beton (C70 bis C90) zu Setzfehlern. Prof. Hofmann untersuchte die Leistung von Kopfbolzen sowie Verbund- und Spreizdübeln bei geringen Verankerungstiefen in Versuchsprogrammen. Er legte dar, dass mit den Befestigungsmitteln sichere Befestigungen erzielt werden können. Dies ist sehr bedeutend, da geringe Verankerungstiefen im Hinblick auf neue Bauweisen mit CO₂-Reduktion an Bedeutung gewinnen werden. Andreas Kummerow vom Deutschen Institut für Bautechnik brachte den Gästen die aktuell in Kraft getretene „Bauproduktenverordnung“ (BauPVO 2024) näher, welche die Sicherheit, Nachhaltigkeit und Qualität von Bauprodukten in der EU steigern soll. Bis zu ihrer generellen Anwendung im Januar 2040 gelten Übergangsregeln.
Der Veranstalter fischer nahm seine Gäste zudem mit auf einen Produktionsrundgang und gab ihnen in seiner fischer Akademie Gelegenheit, praxisnah in seine Produkt- und Systemwelt einzutauchen. Moderiert von Emil Kral, Geschäftsführer der fischer BauBot Services GmbH, erlebten die Teilnehmer den fischer Bauroboter BauBot hautnah beim autonomen Bohren. Zugleich verdeutlichte Emil Kral in einem Vortrag die Vorteile des innovativen Helfers anhand seines Einsatzes bei der Sanierung des Engelbergtunnels bei Leonberg.