Was macht ein Bautaucher?

Sicherer Halt unter Wasser

12/13/2018
Waldachtal

„Über 90 Prozent unserer Arbeiten verrichten wir bei Nullsicht, was wir Schwarzwasser nennen“, sagt Karl Kerlen von der Kerlen Taucher GmbH aus Hanau bei Frankfurt am Main. „Da können wir unser Werk nur ertasten.“ Auch die Minusgrade stellen Bautaucher zur kalten Jahreszeit vor Herausforderungen. „Länger als zwei bis drei Stunden Tauchzeit ist im Winter nicht möglich“, erklärt der Experte. „Wir brauchen unsere Hände zum Arbeiten und die sind nur beschränkt isoliert.“ Den restlichen Körper schützen Trockentauchanzüge und Helm. Ideale „Bautaucher-Saison“ ist im Sommer, wenn das Wasser eine willkommene Erfrischung ist.

Die größte Schwierigkeit sieht der Fachmann aber weder in der trüben Sicht noch in der Temperatur. „Materialien und Werkzeuge lassen sich unter Wasser nicht so verwenden wie an Land“, betont Kerlen. „Wir müssen also die Auswahl genau durchdenken und oft auch Speziallösungen einsetzen. Zusätzlich kommt es auf eine sorgfältige Planung und Absprache der Arbeiten im Team an.“
  
Wie für jeden anderen Beruf sind bestimmte Kenntnisse erforderlich. Grundvoraussetzung ist eine gut abgeschlossene handwerkliche Ausbildung. Die anschließende Fortbildung zum geprüften Taucher in einem Taucherlehrbetrieb dauert mindestens zwei Jahre und schließt mit der Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer ab. Nur dadurch bringen die „Jungtaucher“ die nötigen körperlichen aber auch technischen Fertigkeiten mit, um den Beruf auszuüben.

Auch nach der Ausbildung ist der Job kein Spaziergang. „Allein um unter Druck und ohne Sicht arbeiten zu können, müssen Bautaucher körperlich und psychisch fit sein und jährlich einen umfangreichen Gesundheitscheck ablegen“, betont Kerlen. Ebenfalls wichtig: Ein gutes Improvisationstalent sowie ein vielseitiges technisches Verständnis. Im Alltag kommen Bautaucher viel rum und reisen zu unterschiedlichsten Projekten: Neubau, Wartung, Kontrolle und Sanierung von Hafenanlagen, Schiffen und Baugruben sowie Klär-, Wasser- und Kernkraftwerken und vieles mehr.

Ein jüngeres Beispiel ist die Sanierung des Wasserkraftwerks der Vereinigten Wertach-Elektrizitätswerke (VWEW-energie) in Biessenhofen im Allgäu. Die 1962 in Betrieb genommene Anlage wird aktuell instandgesetzt. Hierzu wurde eine Stahlbetonwand unter Wasser errichtet. Die Vorrichtung wurde im Anschluss zur bisherigen Staumauer gesetzt, die unter Hochwasser versagte. Im Zusammenspiel mit einem Nadelverschluss trennt sie den Fluss Wertach von den Arbeitsbereichen ab.

Die Bautaucher der Kerlen Taucher GmbH befestigten Betonstahl B 500B mit dem Injektionsmörtel FIS EM 1500 S des Befestigungsspezialisten fischer in Kombination mit Verbindungsmuffen an einer bestehenden Bodenplatte. Der FIS EM verfügt über eine Zulassung für wassergefüllte Bohrlöcher nach Dübeltheorie, eignet sich neben anderen Systemkomponenten speziell für Bewehrungsanschlüsse in Beton und bietet dabei hohe Lastwerte. Auch die Systemtemperatur bis fünf Grad Celsius bietet sich für die Unterwassermontage an. Als Bauuntergrund lag kein Normalbeton vor. Durch Tests und Auszugsversuche prüften die Experten die Belastbarkeit des verbauten Systems mittels eines Felsanker-Prüfgeräts auf 200 kN Zugkraft.

Vor der Montage wurde der FIS EM erwärmt. So vermieden die Fachleute, dass der Injektionsmörtel durch die niedrige Wassertemperatur abkühlt und zäh wird. Die Bautaucher erstellten die Bohrlöcher unter Wasser. Dann gaben sie Bernd Wetzel, Anwendungstechniker bei der Unternehmensgruppe fischer, über Funk Bescheid, wenn sie weiteren Mörtel benötigten. Diesen injizierte der staatlich geprüfte Bautechniker auf Zuruf über einen Schlauch und die Bautaucher verfüllten damit die Bohrlöcher. Auf diese Weise wurde erfolgreich die Wehranlage trockengelegt und verstärkt.

„Beim Einsatz des fischer Injektionsmörtelsystems zur Bewehrung der Stahlbetonmauer in der Wertach beispielsweise können wir absolut sichergehen, dass dieser den extremen Bedingungen standhält“, weiß Karl Kerlen. Bautauchern und geeigneten Befestigungssystemen sei Dank, entstand eine stabile Stahlbetonwand, welche die Instandsetzung und den Funktionserhalt der 60er-Jahre Anlage – und letztlich die ökologische Stromerzeugung aus Wasser – sichert.

 

Hier finden Sie die Presseinformation zum Download.
Katharina Siegel-Rieck
Pressereferentin fischer Befestigungssysteme
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