Wenn Pollmeier-Werksleiter Christian Kittel morgens sein Büro im modernen Gebäudekomplex in Aschaffenburg betritt, verschafft er sich als erstes einen Überblick auf dem neuen Kennzahlenboard. Darauf zu sehen sind Berichte und Statistiken, die Aussagen geben zu Qualität, Kosten, Lieferservice und Motivation (QKLM). Zielabweichungen werden in auffälligen Farben eingetragen. Mit einem Blick erkennt der Werksleiter so, ob es in der vergangenen Schicht Probleme gab, ob Maschinen stillgestanden sind oder ob Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt wurden. „Früher wurden solche Informationen gar nicht festgehalten oder unstrukturiert weitergegeben. Ein Teil der Mitarbeiter erhielt die für sie notwendigen Informationen, der andere Teil, der zum Beispiel in einer anderen Schicht arbeitete, wurde nicht informiert“, berichtet Christian Kittel. Das neue Kennzahlen-Board ist Teil der Einführung von Shopfloor Management bei Pollmeier in Aschaffenburg. Der Begriff „Shopfloor“ steht für den „Ort des Geschehens“. Zentraler Punkt eines Shopfloor Managements sind aussagekräftige Kennzahlen.
Die Leute sprechen wieder miteinander
Wo stehen wir? Was müssen wir tun, um unsere Ziele zu erreichen? Täglich wird in kurzer Runde mit Schichtarbeitern, Teamleitern und Bereichsleitern aus verschiedenen Abteilungen über Probleme gesprochen und darüber, wie diese wieder aus der Welt geschafft werden. „Solche Gespräche erfordern oftmals eine Kulturänderung im Unternehmen, denn es geht dabei nicht um Schuldzuweisung. Der Fokus liegt eindeutig auf der Problemlösung“, erläutert Hans-Sönke Hartmann von fischer Consulting. Das Beratungsunternehmen unterstützte Pollmeier bei der Einführung von Shopfloor Management über alle Hierarchie-Ebenen hinweg. „Die Leute reden wieder miteinander, solche Diskussionen sind wichtig und bringen uns weiter“, ergänzt Organisationsentwickler Dr. Markus Hauptmann.
Mitarbeiter agieren als Unternehmer
Die über die Gespräche zwischen allen Beteiligten entstandene Transparenz ist nur einer von vielen Vorteilen von Shopfloor Management. Probleme werden erkannt und gesehen. Durch die Einbindung verschiedener Abteilungen sind alle Stakeholder informiert und arbeiten gezielt an einer Lösung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Fertigung agieren als Unternehmer in ihrem eigenen Verantwortungsbereich. Weil auch Führungskräfte Teil der täglichen Shopfloor-Runde sind, können diese gegebenenfalls sofort unterstützen und Entscheidungen treffen. So werden Zeit und Kosten gespart.
Führungskräfte fungieren als Coach
Wie lässt sich Shopfloor Management erfolgreich in einem Unternehmen etablieren? Viele Firmen greifen dabei auf Experten wie zum Beispiel fischer Consulting zurück. Die Berater entwickeln aussagekräftige Kennzahlen und geben umfassende Schulungen. Führungskräfte haben in einem Shopfloor Management eine komplett neue Funktion: Sie treten am „Ort des Geschehens“ als Coach auf. KVP-Verantwortliche lernen in der Train-the-Trainer-Ausbildung, Kollegen ihrerseits zu schulen.
Für das Sägewerk Pollmeier in Aschaffenburg stehen die nächsten Großprojekte mit regionalem Buchenholz an. Der Nutzen des neuen Shopfloor Managements bei der Realisierung der Projekte steht fest: „Wir sind viel schneller dabei, unsere Probleme zu lösen. Dies kommt unseren Kunden zugute“, sagt Geschäftsführer Ralf Pollmeier.