Der Unternehmer Prof. Klaus Fischer zum 70. Geburtstag

Anspruchsvoller Weitblick

8/14/2020
Waldachtal

Wer glaubte, man könne den fischer Dübel nicht mehr verbessern, dem bewies er, dass es doch geht. Zum Beispiel mit der Einführung des neuen Zwei-Komponenten-Dübels DUOPOWER oder mit dem weltweit einzigartigen Befestigungssortiment greenline aus nachwachsenden Rohstoffen. Ideen und Innovationen zu verwirklichen – das ist sein Verständnis von Unternehmertum!

Prof. Klaus Fischer ist anspruchsvoll und immer seiner Zeit voraus. Und das seit über 40 Jahren: 25 Jahre alt, trat er in das Unternehmen ein, leitete als frisch graduierter Dipl.-Ing. (FH) das Prüffeld. Umsatz damals: 102 Millionen Mark (ca. 51 Millionen Euro), von etwa 1.000 Mitarbeitern erwirtschaftet. Heute arbeiten weltweit über 5.200 Menschen für das Familienunternehmen aus dem Nordschwarzwald und sorgen für einen Jahresumsatz von über 887 Millionen Euro (2019).

Bald gehörte Klaus Fischer zur Geschäftsführung, 1980 übernahm er die Gesamtverantwortung und entwickelte schnell eigene Visionen. Dabei hatte er stets die neuen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen vor Augen, den zunehmenden Wettbewerb im Zuge der Globalisierung und die wachsende Komplexität im eigenen Haus. Also setzte er einen Wandel in Gang, der deutlich macht, dass Ideenreichtum und Erfindergeist sich nicht auf Problemlösungen durch Produkte beschränken. Wichtig sind ihm die Nähe zu den Kunden und ein nachhaltiger Service. Die internationale Ausrichtung der Produktsortimente folgt den Bedürfnissen der Kunden. Auch wenn das Zentrum der erfolgreichen Forschung und Entwicklung weiterhin in Deutschland liegt, so werden auch weltweit an Standorten neue Produkte bis zur Serienreife entwickelt. „Es ist wichtig, unternehmerisch zu handeln, sich mit den Märkten zu beschäftigen und die Firma strategisch in die Zukunft zu führen. Das habe ich als Unternehmer getan“, sagt Prof. Fischer. 

Kompetenzaufbau in den Unternehmensbereichen
Kontinuierlich erweiterte er den Befestigungsbereich. Seine führende Stellung festigte er 1993 mit der Übernahme der Upat GmbH & Co. KG in Emmendingen, seinerzeit zweitgrößter Dübelhersteller in Deutschland. Neben Kunststoffdübeln gewannen Schwerlastbefestigungen aus Metall an Bedeutung. Vor allem baute er den Bereich der chemischen Befestigungssysteme auf. Hierzu trug auch der Kauf des badischen Schäume- und Silikonherstellers Rocca Chemie 1997 bei. Heute zählt das ProduktCenter Chemie in Denzlingen zu den besonderen Erfolgsgeschichten des Unternehmers: Von der Produktentwicklung, der Herstellung einzelner Komponenten über die eigene Fertigung der Montageautomaten bis zur Herstellung der Injektionsmörtel und Kartuschen einschließlich der Etiketten ist alles „Made in Germany" – ein Alleinstellungsmerkmal, das niemand sonst zu bieten hat. 
Zudem forcierte Prof. Klaus Fischer erfolgreich die Diversifizierung des Unternehmens. 1982 legte er mit der fischer CBOX, einem Aufbewahrungssystem für Musikkassetten, den Grundstein für den Einstieg in das Automobilzuliefergeschäft. Heute ist fischer automotive als Spezialist für Kinematik-Komponenten – wie zum Beispiel Lüftungsdüsen – im Autoinnenraum das zweitwichtigste Standbein der Unternehmensgruppe. Zu den Kunden zählen alle namhaften Hersteller der internationalen Automobilindustrie. Ein weiterer Unternehmensbereich ist fischertechnik mit seinen bekannten Baukästen. 

Leitbild und fischer ProzessSystem
Klaus Fischers Verständnis von Fortschritt und Prosperität ist umfassend. Schon in den 1980er Jahren, lange bevor dergleichen zur Modeerscheinung wurde, initiierte er ein Firmenleitbild, das in einem intensiven Prozess von den Mitarbeitern gemeinsam mit den Führungskräften erarbeitet wurde und das diesem Denken Rechnung trug – mit drei zentralen Werten: innovativ, eigenverantwortlich, seriös. Das Ziel ist klar: Gewinn erwirtschaften. Ökonomie, Ökologie und Soziales sind für ihn die drei Säulen, auf die sich die nachhaltige Entwicklung des Unternehmens gründet. 

Die Internationalisierung, das fischer ProzessSystem rund um die Themen „kontinuierliche Verbesserung“ und „Verschwendung vermeiden", das „lebenslange Lernen“ und zahlreiche Gesundheitsinitiativen sind nur einige Beispiele dafür. Die Unternehmensgruppe wurde für ihre nachhaltigen Aktivitäten kürzlich mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2020 in der Kategorie Großunternehmen ausgezeichnet. Es ist die wichtigste Auszeichnung in diesem Bereich in Europa.

Der Name Fischer wird in der deutschen Wirtschaft schon lange mit dem Begriff KAIZEN verbunden, dem kontinuierlichen Verbesserungsprozess. In den 1990er Jahren reiste Prof. Klaus Fischer nach Japan, um sich dort ein genaues Bild zu machen von Lean Production und eben dieser kontinuierlichen Verbesserung. Seine Begeisterung für die KAIZEN-Kultur hat der Schwabe weitervermittelt und auch eine enge Zusammenarbeit mit einem sehr erfolgreichen japanischen Unternehmen initiiert. „Vor 20 Jahren haben wir das fischer ProzessSystem eingeführt. Basierend auf der japanischen KAIZEN-Philosophie ist es das Ziel des fischer ProzessSystems, in allen Unternehmensbereichen Verschwendung zu vermeiden, kontinuierlich die Prozesse zu verbessern und alle Prozesse im Unternehmen auf die externen und internen Kunden auszurichten. Dabei kommt den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine zentrale Rolle zu. Sie verfügen über viel Erfahrung und Fachkenntnisse. Sie kennen die Schwachstellen in den Prozessen genau und wissen, was verändert werden muss, um sie zu verbessern“, sagt Prof. Klaus Fischer. 

So entwickeln sich die Mitarbeiter zu Unternehmern im Unternehmen. Sie übernehmen zunehmend Verantwortung und gestalten das Unternehmen durch ihre täglichen Veränderungen. Dabei kommt es auch zu Fehlern. Wichtig ist es Prof. Klaus Fischer, dass Fehler zugelassen, aber nicht zweimal gemacht werden, sondern daraus gelernt wird und sich das Unternehmen auf diese Weise kontinuierlich verbessert. „Unser Ziel ist es, nicht nur bei den Produkten, sondern auch in unseren Prozessen „Best in Class“ zu werden, um so einen zusätzlichen Nutzen für unsere Kunden zu schaffen“, sagt der Unternehmer. Das Know-how, das fischer bei der Prozessoptimierung inzwischen gesammelt hat, führte 2004 zur Gründung eines eigenen Unternehmensbereichs: fischer Consulting. Die Beratungsgesellschaft gibt dieses gebündelte Wissen aus Produktion, Verwaltung und Dienstleistungen inzwischen in allen Branchen an externe und interne Kunden sowie Geschäftspartner weiter.
2016 verstärkt Klaus Fischer mit der Übernahme der LNT Automation GmbH die Aktivitäten der Unternehmensgruppe fischer im Bereich elektronischer Baugruppen. Der neue Unternehmensbereich befasst sich mit der Entwicklung, der Herstellung und dem Vertrieb von kapazitiven Touchsystemen wie Multitouch-Lösungen aus Glas und den dazu passenden Controllereinheiten. Am Hauptsitz in Nellmersbach bei Stuttgart und am Produktionsstandort in Tschechien fertigt LNT Automation die kundenspezifischen Elektroniklösungen, die bei fischer künftig eine immer größere Rolle spielen werden.

Vorbildliche Bildungsinitiativen

„Das größte Kapital und der wichtigste Erfolgsfaktor in unserem Unternehmen sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – nicht Anlagen und Gebäude!“, sagt Prof. Klaus Fischer. Der Erfolg eines Unternehmens hänge immer von den Personen ab, die darin arbeiten. Entscheidend sei, wie gut sie motiviert und ausgebildet seien. „Deshalb investieren wir sehr viel in die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter.“ Für lebenslanges Lernen in der Freizeit gibt es in der Unternehmensgruppe das Klaus Fischer BildungsZentrum, das seit 2010 die Weiterbildungsmaßnahmen zusammenfasst. Es zählt bis heute 12.000 Anmeldungen für rund 800 Veranstaltungen. Damit nicht genug: 2015 wurde am Hauptsitz in Waldachtal (Kreis Freudenstadt) das fischer Fitness-Studio eröffnet, das Mitarbeitern und Pensionären an sieben Tagen in der Woche fast durchgehend kostenfrei zur Verfügung steht. 

Prof. Klaus Fischers außergewöhnliches Bildungsengagement beschränkt sich aber nicht nur auf das eigene Unternehmen. Im Frühjahr 2015 gründete er die Klaus Fischer Stiftung zur Förderung der Kinder- und Jugendbildung. Sein großzügiges finanzielles Engagement ist oft nur den Beteiligten bekannt. Eher selten liest man darüber, wie bei der Spende von einer Million Euro für das Kinderhaus „Im Himmelreich“, das Ende 2014 in Tumlingen fertiggestellt wurde. Aber auch Kindergärten, Schulen und Tagesstätten im Landkreis profitieren von Prof. Klaus Fischers Zuwendung, ebenso wie Vereine und Organisationen, die sich die Förderung von Kindern und Jugendlichen zur Aufgabe gemacht haben. Darüber hinaus spendet der Unternehmer regelmäßig auch im internationalen Umfeld, etwa für kranke Kinder oder aber für den Erhalt historischer Gebäude sowie für Kunst in Italien.

Klaus Fischer hat für sein Bildungsengagement in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen erhalten: 1996 die Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg, 1999 den Ausbildungs-Oscar der deutschen Wirtschaftsjunioren, 2007 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, 2013 die Grashof-Denkmünze, die höchste Auszeichnung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Für seine unternehmerischen Verdienste erhielt er außerdem den Titel des Ehrenprofessors an der Tongji-Universität in Schanghai und die Ehrensenatorwürde der Universität für Bodenkultur in Wien und der Universität Stuttgart. 2016 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Global DIY-Lifetime Award geehrt, der weltweit wichtigsten Auszeichnung der DIY-Branche.

Zukunft ist jetzt
Prof. Klaus Fischer agiert in bestem Sinne vorausschauend („Wir denken in Generationen, nicht in Quartalszahlen“). Er ist einer, der zuvorderst nach der Zukunft fragt und dafür Ideen und Innovationen entwickelt, was Kunden und Geschäftspartner ebenso wie die eigene Belegschaft schätzen. Selbstverständlich hat er sein Unternehmen frühzeitig für die Zukunft aufgestellt. Die wichtigen Themen – Digitalisierung und E-Commerce – sind bei fischer längst präsent. Hinzu kam im Frühjahr die Eröffnung des fischer InnovationsCampus‘ am Hauptsitz in Tumlingen. Dort sind einige der fischer Start-ups untergebracht. Weitere dieser jungen Unternehmen werden hinzukommen.

In den ersten beiden Monaten dieses Jahres 2020 wurden außerdem zwei neue Landesgesellschaften gegründet – in Vietnam für fischer Befestigungssysteme und in Serbien für fischer automotive. In den kommenden Monaten eröffnet fischer in beiden Ländern neue Produktionsstandorte. Damit ist das Familienunternehmen jetzt mit 49 Gesellschaften in 37 Ländern vertreten und exportiert in über 100 Länder. Weitere Landesgesellschaften werden hinzukommen. Damit baut Prof. Klaus Fischer die Internationalisierung auch in Zeiten der Corona-Krise weiter aus.

In den kommenden Jahren will sich Prof. Klaus Fischer noch intensiver mit der Zukunft beschäftigen und verstärkt seine Auslandsgesellschaften besuchen. „Dabei werde ich aber nicht mehr ins operative Geschäft eingreifen, was ich heute schon nicht mehr tue. Wenn mir etwas auffällt, gehe ich damit direkt über meinen Nachfolger, Herrn Marc-Sven Mengis, mit dem ich sehr gut zusammenarbeite.“ Klaus Fischers klares Ziel ist es: „Viel, viel weniger zu arbeiten.“

Und so bleibt schließlich auch mehr Zeit für Visionäres, denn Prof. Klaus Fischer ist gerne Unternehmer und gehört zu denen, die mit Engagement und Liebe zum Beruf Außergewöhnliches geleistet haben und noch Vieles vorhaben.

 

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